Nur Redenden kann geholfen werden. Doch gibt es für alles die richtigen Worte?
Jeder kennt dieses Sprichwort und wird dabei sicherlich auch an einige Beispiele denken, in denen es sich im Alltag bewahrheitet. Normalerweise dürfte es bei den meisten alltäglichen Dingen kein Problem sein, darüber zu sprechen. Zwar fällt es manchen Menschen tatsächlich schwer, selbst Hilfe anzunehmen, die wirklich benötigt wird, weil etwas alleine nicht oder nicht vollständig geschafft werden kann - letztendlich kann man aber auch dies lernen und sich im akuten Fall überwinden. Das ist zwar ein Entwicklungsprozess, der durchaus seine Zeit in Anspruch nehmen kann, aber es ist - wenn man es wirklich will und etwas daran tut - machbar.
Natürlich gibt es auch von außen aufgezwungene Hilfe, welche im Grunde von dem Betreffenden nicht gewünscht und benötigt wird, ihm vielleicht sogar fälschlicherweise suggeriert, er wäre zu einer Sache nicht selbst fähig, was im Gegenzug nicht gerade aufbauend ist. Diese braucht selbstverständlich auch nicht angenommen zu werden, und wenn diese höflich abgelehnt wird, wird sicherlich auch niemand böse sein (ansonsten wäre ein so eine Art von Hilfe anbietender Mensch ein falscher Freund und jemand, von dem sich der Adressat dieser unfreiwilligen Hilfe zu seinem eigenen Seelenwohl nach Möglichkeit besser distanzieren sollte). Von dieser Art von - alles andere als konstruktiver - Hilfe soll hier nicht die Rede sein.
Aber was ist beispielsweise, wenn ein Mensch in einer Situation ist, die er nicht in Worte fassen kann? Ich denke da zum Beispiel an Menschen, die plötzlich erfahren, dass sie an einer schlimmen Krankheit leiden, und für die der Schock entsprechend in dem Moment so unaussprechlich ist, dass sie ihre Lage und ihre Empfindungen dazu (die ja nun auch durch den "Schlag" so vielfältig sind, dass sie erstmal sortiert werden müssen) nicht kommunizieren können?
In dem Zusammenhang fällt mir wieder meine Mutter ein. Bis zu ihrer Krebserkrankung bzw. der Kenntniserlangung dieser war sie ein recht sozialer und familiär eingestellter Mensch gewesen. Sie hatte Freunde und Bekannte, hielt den Kontakt zu anderen Familienmitgliedern und lud diese auch regelmäßig (also im normalen Umfang) nach Hause ein. Auch richtete sie zum Geburtstag und den anderen üblichen Terminen - Weihnachten wurde in meiner Kindheit bis zu ihrer Erkrankung stets bei uns ausgerichtet - diese Feiern bei uns zu Hause aus. Man kann also wirklich nicht sagen, dass sie unkommunikativ gewesen wäre.
Nur, was ihre eigenen Probleme betraf, hat sie nie großartig darüber geredet und solche Themen wenn überhaupt ziemlich knapp gehalten, auf die wesentlichen Infos reduziert. So wusste nach der Krebserkrankung auch fast niemand in der Familie - im gesamten unterstützenden Umfeld - wie ernst es wirklich um sie stand. Man wusste von der Chemotherapie, dem Ärztemarathon, den Kuren und was noch alles in diesem Rahmen anstand - aber wie schlecht es meiner Mutter dabei wirklich ging, ahnte man nicht. Weil sie nicht darüber redete. Vermutlich hat sie versucht, alles mit sich selbst auszumachen, und fürchtete wohl auch, sonst jemandem zur Last zu fallen. Beides durchaus nachvollziehbare Motive, die aber in so einer Situation eben nicht weiterhelfen.
Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob überhaupt gezielt nachgefragt wurde. Klar ist es ein schwieriges Thema, dem sich andere, die nicht gerade davon betroffen sind, nicht gerne stellen. Andererseits kann ich mir aber auch nicht vorstellen, dass man damals überhaupt nichts von ihrem Leid bemerkt hat - man musste es doch in ihrem im Verlauf der Krankheit immer bleicher gewordenen Gesicht gesehen haben!
Unterstützung in praktischen Dingen bekam sie wie gesagt. Wie es ihr aber ging, und wie es tatsächlich bereits um sie stand, dass wusste keiner. Umso schockierender war dann für alle ihr Tod. Hätte sie mit den nahe stehenden Personen über ihre Befindlichkeit geredet, hätte das zwar am Ernst der Lage wahrscheinlich nichts ändern können - aber es wäre vielleicht für sie eine Erleichterung gewesen. Womöglich hätte sie dann die Krankheit auch besser annehmen und den verbleibenden Rest ihres Lebens unbeschwerter (ich meine, so gut es eben gegangen wäre) leben können.
Doch dafür hätte sie eben die passenden Worte für das Unaussprechliche finden müssen...
Natürlich gibt es auch von außen aufgezwungene Hilfe, welche im Grunde von dem Betreffenden nicht gewünscht und benötigt wird, ihm vielleicht sogar fälschlicherweise suggeriert, er wäre zu einer Sache nicht selbst fähig, was im Gegenzug nicht gerade aufbauend ist. Diese braucht selbstverständlich auch nicht angenommen zu werden, und wenn diese höflich abgelehnt wird, wird sicherlich auch niemand böse sein (ansonsten wäre ein so eine Art von Hilfe anbietender Mensch ein falscher Freund und jemand, von dem sich der Adressat dieser unfreiwilligen Hilfe zu seinem eigenen Seelenwohl nach Möglichkeit besser distanzieren sollte). Von dieser Art von - alles andere als konstruktiver - Hilfe soll hier nicht die Rede sein.
Aber was ist beispielsweise, wenn ein Mensch in einer Situation ist, die er nicht in Worte fassen kann? Ich denke da zum Beispiel an Menschen, die plötzlich erfahren, dass sie an einer schlimmen Krankheit leiden, und für die der Schock entsprechend in dem Moment so unaussprechlich ist, dass sie ihre Lage und ihre Empfindungen dazu (die ja nun auch durch den "Schlag" so vielfältig sind, dass sie erstmal sortiert werden müssen) nicht kommunizieren können?
In dem Zusammenhang fällt mir wieder meine Mutter ein. Bis zu ihrer Krebserkrankung bzw. der Kenntniserlangung dieser war sie ein recht sozialer und familiär eingestellter Mensch gewesen. Sie hatte Freunde und Bekannte, hielt den Kontakt zu anderen Familienmitgliedern und lud diese auch regelmäßig (also im normalen Umfang) nach Hause ein. Auch richtete sie zum Geburtstag und den anderen üblichen Terminen - Weihnachten wurde in meiner Kindheit bis zu ihrer Erkrankung stets bei uns ausgerichtet - diese Feiern bei uns zu Hause aus. Man kann also wirklich nicht sagen, dass sie unkommunikativ gewesen wäre.
Nur, was ihre eigenen Probleme betraf, hat sie nie großartig darüber geredet und solche Themen wenn überhaupt ziemlich knapp gehalten, auf die wesentlichen Infos reduziert. So wusste nach der Krebserkrankung auch fast niemand in der Familie - im gesamten unterstützenden Umfeld - wie ernst es wirklich um sie stand. Man wusste von der Chemotherapie, dem Ärztemarathon, den Kuren und was noch alles in diesem Rahmen anstand - aber wie schlecht es meiner Mutter dabei wirklich ging, ahnte man nicht. Weil sie nicht darüber redete. Vermutlich hat sie versucht, alles mit sich selbst auszumachen, und fürchtete wohl auch, sonst jemandem zur Last zu fallen. Beides durchaus nachvollziehbare Motive, die aber in so einer Situation eben nicht weiterhelfen.
Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob überhaupt gezielt nachgefragt wurde. Klar ist es ein schwieriges Thema, dem sich andere, die nicht gerade davon betroffen sind, nicht gerne stellen. Andererseits kann ich mir aber auch nicht vorstellen, dass man damals überhaupt nichts von ihrem Leid bemerkt hat - man musste es doch in ihrem im Verlauf der Krankheit immer bleicher gewordenen Gesicht gesehen haben!
Unterstützung in praktischen Dingen bekam sie wie gesagt. Wie es ihr aber ging, und wie es tatsächlich bereits um sie stand, dass wusste keiner. Umso schockierender war dann für alle ihr Tod. Hätte sie mit den nahe stehenden Personen über ihre Befindlichkeit geredet, hätte das zwar am Ernst der Lage wahrscheinlich nichts ändern können - aber es wäre vielleicht für sie eine Erleichterung gewesen. Womöglich hätte sie dann die Krankheit auch besser annehmen und den verbleibenden Rest ihres Lebens unbeschwerter (ich meine, so gut es eben gegangen wäre) leben können.
Doch dafür hätte sie eben die passenden Worte für das Unaussprechliche finden müssen...
Weißes Papier - 10. Mai, 17:46