Nachdenkliche Worte

Montag, 11. September 2006

Wortreich

Komm
nimm dieses Wort
in Deine Hand.
Spürst Du
wie es warm
ruhig darin liegt?

Komm
nimm es ruhig
hab keine Angst
es beißt nicht.
Spürst Du
wie seine Energie
in Deine Glieder fährt?

Komm
mit auf die Reise
durch die es Dich
begleiten will.

Spürst Du
wie frischer Atem
Deine Lungen füllt?

Spürst Du
was es bedeutet
Dir geben kann
wenn Du es nur
LIEST?
Die Botschaft liest
die Dir eine neue Welt
eröffnet.

Spürst Du es?

Also komm –
komm mit
ins Abenteuerland
der geschriebenen Worte.

© Karin Scherbart


Ich finde es unfassbar, dass es noch immer fast vier Millionen Analphabeten oder auch Quasi-Analphabeten (im Fachjargon "funktionelle" Analphabeten genannt, mit denen Menschen gemeint sind, die es zwar eigentlich können - klar, sie haben es ja wie alle anderen auch in der Schule gelernt - aber dennoch in der Anwendung so unsicher sind, dass es für sie schon ein Problem darstellt) gibt.
[Und laut PISA-Studie sind 20 % aller 15-jährigen deutschen Schulabgänger nicht in der Lage, einen durchschnittlich einfachen Text zu lesen oder gar zu verstehen; nicht der einzige Punkt, in dem Deutschland hierbei bekanntlich zu den Schlusslichtern gehörte.]
Noch unvorstellbarer ist für mich da nur, dass trotz dieser Tatsache die Streichung von 15 Mio. € Fördergeldern innerhalb der nächsten 5 Jahre zur Debatte stehen.
Wie passt das zusammen? Wo liegt da der Sinn? Aber das ist nun mal Politik...

Mit dem Gedicht hingegen wollte ich eigentlich eher ein gegenteiliges Zeichen setzen. Auch wenn die Zielgruppe das wahrscheinlich (leider) nicht wird lesen können.

Samstag, 19. August 2006

Vom Aussterben bedroht

Zwar weiß ich nicht, was ein »Dups« ist. Es würde mich aber durchaus interessieren, was es unseren »Altvordern« früher einmal bedeutet hat.

Weder laufe ich noch im »Bratenrock« herum, noch habe ich (zum Glück) je ein »Consilium Abeundi« erhalten, wenngleich das mit der »freventlichen« »Geheimbündelei« oder gar »Büberei« frönenden, die Schulbank drückenden »Bankerts« aus dem »Alumnat«, die ihre »hoffärtigen« »Faustkämpfe« auch noch für einen »äsopischen« »Gassenhauer« halten, durchaus auch heute noch passieren kann (auch wenn das Alumnat längst durch ein Internat ersetzt wurde).

Doch selbst wenn ich im 21. Jahrhundert nicht mehr durch eine »Bresche« schlüpfen muss, sondern allenfalls noch in alten Burgruinen durch sie hindurchblicken kann, möchte ich doch hin und wieder gern elegant wie zu barocken Zeiten durch eine »Chaussee« spazieren statt über eine Asphaltstraße - auch wenn sich die »Estrade« rein objektiv gesehen nicht dadurch ändert, ob ich mit damenhaften Pumps oder mit ausgelatschten »Galoschen« darüber trete.

Wenn sich die Gelegenheit bietet, bin ich auch nicht abgeneigt, mal einen der vielen »Gasometer« im Ruhrpott zu besichtigen.

Zwar rede ich vielleicht »generaliter« nicht so viel nachge«äfften« »Galimathias« wie andere Menschen (dessen kann ich sehr gut »entraten«, ebenso der uralten Zunft der »gaukelnden« »Hofschranzen«, die es zum Leidwesen einiger auch heute noch, nur im anderen Gewand, gibt), und habe auch noch nie ein Liedel auf der Fiedel gespielt.

Auch für den »Bürolisten« würde ich mich heute nicht mehr »interzedieren« (und der »Bankbeamte« ist meines Wissens auch nur noch »angestellt«).

Dafür »hupfe« ich auch heute noch gerne mit oder ohne »Büttel« wie ein »Bonvivant« über das »Blachfeld«. Und ich finde es einfach »ambrosisch«, wenn morgens über mir der »Brausekopf« die Wasserstrahlen frisch über meinen Körper rieseln lässt - wenn ich schon nicht »bloßfüßig« über irgendeinen Strand laufen kann.

Manchmal wünschte ich, ich könnte mich abends nach einem geschäftigen Tag mit meinem »Augenglas« in ein plüschiges-edles »Fauteuil« setzen statt mit der Brille auf der Nase auf ein biederes Sofa (während andere womöglich mit der Nase über die Couch stolpern, bevor sie sich dann auf ihre Kontaktlinsen setzen ;)). Oder mich vielleicht ganz orientalisch wie Kleopatra auf einem »Diwan« ausstrecken und genussvoll Weintrauben - natürlich ohne »Geziefer« "franko" Domizil geliefert- von der Rebe essen, bis ich »Bauchgrimmen« davon bekomme.

Im Grunde bin ich für mein Alter immer noch ein ziemlicher »Backfisch«, wie ich »einstmals« einer war. Ich bin zwar persönlich nicht sehr »gottselig« und habe auch kein »Doktorat« wie die «hochwohllöblichen« Herrschaften, die so viele schöne Wörter »entduden« wollen. Aber dafür bin ich nach wie vor »ehrsam«. Und bestimmt werde ich auch irgendwann den ehrwürdigen »Galan« kennen lernen, der mir hoffentlich nicht allzuviel »Herzeleid« bereitet und den ich dann eines Tages auch - hoffentlich für »allezeit« - »ehelichen« werde. Es muss ja nicht gerade einer von der »altfränkischen« »Bauernsame« sein, aber wer kann das schon im Vornhinein »estimieren«?

Nein, ich trachte wirklich nicht danach, »genant« zu sein, will niemanden mit dem - wenn auch nicht »höchsteigenen« - »Häckerling« »inkommodieren«, aber die »glimmrige« Vielfalt der deutschen Sprache derart farblos zu vereinfältigen, das finde ich einfach »hanebüchen« - auch wenn die Betreffenden beileibe keine »Dalbern« sind. Es »gereut« mich aber auch nicht, das mal ganz ungeniert gesagt zu haben. Man wird mich schon nicht dafür »henken«. In Wahrheit bin ich doch »honorig« und vollkommen »harm«los. Dafür könnte ich wenn nötig sogar den „gebührlichen“ „Erweis“ erbringen.

Inzwischen ziehe ich es jedoch vor, beizeiten weiterhin "holdselig" dem „Honigmond“ zu „huldigen“, so wie ich es in nächtlicher Stunde ab und an zu tun „geruhe“.

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Weitere aussterbende deutsche Wörter gibt es mit einem Klick auf den Link.

Sonntag, 6. August 2006

Das Wesen der Angst

Du denkst, Dir jagt so schnell nichts mehr Angst ein – denn Du hast sie oft genug erfahren.
Du weißt, was Angst bedeutet – weil Du sie selbst so viele Male erlebt hast. Jedenfalls solltest Du es wissen.
Doch wenn Du das Wesen der Angst wirklich kennst, wie kannst Du dann behaupten, Du wärst aufgrund Deiner Erfahrungen mit Ihr davor gefeit? Ich meine, vor der Angst, die nicht nur Spiel ist, sondern vor der echten, furchterregenden, machtvoll fesselnden Angst?
Nun, ich bin die Letzte, die Dir diese Illusion nehmen will. Schon gar nicht, wenn sie Deine einzige Waffe gegen sie ist. Obwohl es fraglich ist, ob sie sich damit bekämpfen lassen wird, aber so lange sich keine Alternative ergibt (Gibt es eine? Wenn es schon keine „Pille gegen Angst“ geben kann), sind wir gut beraten, damit zu leben – natürlich ohne sie noch zu schüren.
Zweifellos ist es besser, eine Illusion aufrecht zu erhalten, als von der großen, unberechenbaren Angst getragen zu werden. Niemand mit dem klarsten Verstand, noch der von der Angst Getriebene könnte in vollem Ausmaß voraussehen oder gar steuern, wozu das führen würde...

Was ich noch sagen wollte

„Das hätte ich jetzt nicht von Dir erwartet.“
Wie solltest Du auch? Du kennst mich doch gar nicht. Wie kannst Du da etwas von mir erwarten?
„Du wirkst irgendwie ganz anders.“
Tja, ich bin auch anders. Aber ich bleibe dabei auf dem Teppich. Was auf dem ersten Blick wie eine Tarnkappe aussieht (so etwas haben ehrliche Menschen nicht nötig), nennt man in Wahrheit wohl Lebenskunst. Es ist die Fähigkeit, den fröhlichen Tanz auf dem seidenen Faden des Lebens in Kunst umzuwandeln, die zugleich ein Netz überm Abgrund bildet, damit man nicht zu tief fallen kann. Denn überhaupt zu fallen gehört genauso zur Gesamtperformance namens Leben wie die scheinbar spielerisch leichten Höhenflüge, die erst durch sehr viel Übung und nach dem einen oder anderen Sturz oder Rückfall so gekonnt von der Hand gehen, dass es die eventuellen „Oh“s und „Ah“s hervorruft. Doch das ist gar nicht die Hauptsache - jedenfalls nicht für mich, die ich mich um meiner selbst willen lieber auf den Seiltanz konzentriere...
„Du bist ja reichlich verwegen.“
Verwegen? Bloß, weil ich meine Persönlichkeit nicht nackt auf dem Präsentiertablett serviere, sondern einfach - ganz bescheiden - ich selbst bin? Wer mich kennen lernen will, gerne, ich habe nichts dagegen, sofern es ehrlich geschieht. Wer nicht, auch gut. Ich bin auf niemanden angewiesen und auch niemandem Rechenschaft schuldig. Es ist mir klar, dass ich nicht jedem gefallen und auch nicht von allen verstanden werden kann. Wenn aber doch jemand daran interessiert ist, mich kennen zu lernen, dann bitte richtig. Mit allen Facetten. Wenn Du mich dann auch noch so annehmen kannst, wie ich bin: Herzlichen Glückwunsch, mein Freund!
Ansonsten war es trotzdem nett, mal mit Dir geplaudert zu haben.

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