Donnerstag, 20. Juli 2006

Das Schloss öffnet sich

Während sich das Wasser noch verschlafen um meine Festung kräuselte und das Geheimnis des Lebens, das sich in seinen Tiefen tummelte, weiterhin im Verborgenen lag, klopfte auf einmal ein Wort an das Tor meines Traumschlosses, verneigte sich höflich vor dem Wache schiebenden Bediensteten und bat um Einlass. Nach dem routinemäßigen prüfenden Blick wurde die Freundlichkeit in Person schließlich in mein Empfangszimmer geleitet, wo ich sie nach langem Gespräch ihrem Ehrenplatz in einem dicken Goldrahmen überm Kamin zuführte.
Ich war gerade das letzte Mal mit dem Staubwedel über jenes ovale Spiegelporträt gefahren, da wurde mir schon der nächste Besuch angekündigt: Die Freude, die älteste Tochter der Freundlichkeit, war eigentlich nur auf einen Sprung vorbeigekommen; doch dem Wirbelwind gefiel es so gut in diesem Palast, dass auch sie zum Dauergast wurde.
Sicher, wenn Tante Trübsal in ihrer langen schwarzen Robe oder Onkel Hass-an in signalroten Gewändern und gestachelten Stiefeln sich temporär als Untermieter einnisten würden, würde die Freude auch mal zum Fenster hinausfliegen. In der Zwischenzeit vergnügte sie sich damit, begeistert durch sämtliche Räume zu schweben, fröhlich wie ein Flummi umhertitschend in der Küche und streichelsanft gleich einer lauen Brise in den Gemächern. Dabei verbreitete sie überall ihren unverwechselbaren Duft, der in verschiedenen Spielarten von Süß ihre Farbe zwischen rosenblütenrot, schweinchenrosa, sonnengelb und pfefferminzgrün wechselte und dabei seine jeweils passende Sinfonie aus Geigen-, Bimmelglöckchen-, Balalaika- und Triangelklängen aufspielte.
So fasziniert hatte ich mich von diesem Sinnenzauber, der eigentlich ein Strudel phantastischer Magie war, in ihren Bann ziehen lassen, dass ich erst gar nicht bemerkte, dass seit geraumer Zeit ein weiteres Wort hartnäckig gegen das Schlosstor hämmerte.
"Jaaahaa, ist ja schon gut," rief ich dem Gehämmer nicht gerade beruhigend entgegen. "Ich gehe ja schon." In solchen offenbar dringenden Fällen empfing ich die Worte immer persönlich - auch wenn ich manche nur zu gern zurückgeschickt oder aber mit einem deftigen Tritt in den Wassergraben befördert hätte.
Bei diesem hier war es anders. Ihm konnte ich mich nicht so einfach entziehen. Es hatte den weiten Weg nur für mich gemacht, um seine Botschaft zu übermitteln:
"Hallo."
Es war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.

Anstatt einer Vorstellung

Ich bin zwar nicht Millionärin, aber reich an Gedanken, die umherhuschend zu schade sind, um nicht wenigstens nach und nach aufgeschrieben zu werden.

Ich bin zwar nicht reich an Jahren, aber dafür zähle ich die Stunden, in denen ich lebe, die heiteren wie die dunklen, und nutze jede Minute, um ein Stückchen mehr zu mir selbst zu gelangen.

Ich mag zwar nicht reich an Wissen sein, nutze jedoch das, was ich an solchem besitze, klug, ziehe wenn erforderlich meine Handlungskonsequenzen daraus und erweitere gern meinen Horizont, wenn ich eine Lücke schließen möchte.

Ich bin zwar nicht reich an Erfahrung, weiß aber die, die ich gemacht habe, nach gründlicher Überlegung sehr gut einzuschätzen.

Auch messe ich mich nicht an der Größe meines Freundeskreises, sondern konzentriere mich lieber auf einige wenige, denen ich dann aber auch wirklich vertrauen kann.

Es ist nicht mein Ziel, von möglichst vielen Menschen bewundert zu werden - ich weiß, dass ich nicht allen geschmacklich, ideologisch und inhaltlich gerecht werden kann. Stattdessen bleibe ich authentisch, bilde stets meinen Stil weiter und bleibe mir selber treu.

Das Schreiben ist für mich praktisch schon Selbstausdruck, seit ich einst das ABC lernte. Sicher kenne ich noch andere Möglichkeiten, mit meiner Kreativität zu spielen. Aber kein Bild, kein Foto hat jemals den Stellenwert des geschriebenen Wortes für mich ersetzen können. Während das Fotografieren und Gestalten für mich ein schöner Zeitvertreib, abwechslungsreiche und entspannende Zerstreuung und manchmal auch eine Inspirationsquelle darstellt, ist das Schreiben mir wie ein Teil meiner Persönlichkeit. Hier fühle ich mich zu Hause, das ist meine Welt.

Wer will, ist gerne eingeladen, mit mir unverbindlich in diese Welt einzutauchen und die bunten Korallenriffe meiner Seele mit eigenen Augen zu bestaunen. So lange Ihr nichts anfasst oder deformiert, was offensichtlich meines ist, seid Ihr herzlich Willkommen auf diese kleine Expedition ins Paradies der Worte unterm Meeresspiegel.

Unterm Meeresspiegel? Ja, denn ich bin ein Mensch, der auch mal gern unter die Oberfläche schaut, statt sich von der spiegelglatten See blenden zu lassen. Das soll nicht heißen, dass ich gern oder überhaupt untertauche. Nein, so bin ich nicht. Sonst wäre ich doch nicht hier, und auch nicht dort.

"Dort" ist mehr ein Ort für Jubel, Trubel, Heiterkeit, Geselligkeit und Zusammenhalt unter Gleichen; und die Verschiedenen haben mich noch nie gestört.

Wenn es mir draußen zu laut wird oder ich einfach die Muße und Ruhe brauche oder einfach frei drauflosschreiben will, ohne das Gefühl, mich selbst im Vornhinein zensieren zu müssen - nun, dafür habe ich diesen Raum. Einen Ruheraum, wo ich mich selbst und meine Gedanken sammeln kann und einfach mal sehen, welche Konturen sich da herauskristallisieren.

Klarheit durch Worte. Auf jeden Fall aber Befreiung.

Allgemeine Worte
Nachdenkliche Worte
Nanowrimo
Schmunzelhafte Worte
WortGeschichten
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren